„Ritter Rost“ im Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen
DIE RHEINPFALZ vom 25.11.2015: Alle spielen mit
Von Heike Marx
Der junge Pfalzbau präsentierte seine Version von „Ritter Rost“ im Studio des Theaters im Pfalzbau. Das Musiktheaterprojekt für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung ist in Kooperation mit der Georgensschule entstanden. Die jüngeren Kinder kommen aus mehreren Ludwigshafener Schulen.
Bei Ritter Rost ist alles aus Blech. Die Hexe Verstexe kommt im Hexenmobil hereingefahren. Sie will den Feuerdrachen Koks haben. Weil Ritter Rost den nicht herausgibt, verwandelt ihn die Hexe in einen Frosch. Koks läuft weg, verkörpert wird er von drei Mädchen. Burgfräulein Bö besteigt ihr hohes Ross „Feuerstuhl“ und jagt ihm nach. Koks geht auf die Reise nach Amerika; erst durch einen Zauberwald mit Elfen, dann übers Meer, wo Seeungeheuer und Piraten lauern. Eine schöne Sängerin taucht auch noch auf. Für die Abenteuerreise wechselt die Szenerie zu Schattenspiel mit pantomimischer Action und Musik von einer Erwachsenenband.
Alles ist lustvoll in Szene gesetztes Theater: die knappen, oft komischen Dialoge, die fantastische, bruchstückhafte Handlung, die Glitzerkostüme und spektakulären Requisiten. Für den Zusammenhalt der Teile sorgt eine Erzählerin. Kopf des Projekts ist Jan-Erik Werbelow. Dieses ist einerseits kühn, indem es extrem unterschiedliche Mitwirkende zusammenbringt, andererseits gediegen, denn die gewählte Struktur fußt auf dem guten alten Singspiel. Den Text hat Werbelow nach dem bekannten Bilderbuch von Jörg Hilbert und Felix Janosa so geschrieben, dass jeder Mitspieler eine für ihn maßgeschneiderte Rolle bekommt. Es gibt keine Haupt- und Nebenfiguren, alles ist gleich wichtig; sei es der Schiffskoch, der Ratte als Spezialität des Hauses serviert, oder der „sprechende Hut“ im Hofstaat von Ritter Rost.
Werbelow wohnt in Neustadt. Er ist Bühnentechniker und Requisiteur im Theater im Pfalzbau. Von Kindesbeinen an war Theater seine große Leidenschaft. „Ritter Rost“ ist sein erstes Projekt. Ein Stück mit behinderten Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten, war ein langgehegter Herzenswunsch. An die Umsetzung ist er spontan und mit naiver Kreativität gegangen. Wer an welcher Art von Behinderung leidet, weiß er nicht einmal. „Für mich zählt: Was ist machbar? Was ist fruchtbar? Was ist verstehbar?“, sagt er. „Wie kann ich jeden Einzelnen individuell so fordern, dass das Ganze homogen bleibt?“ Um das Pädagogische hat er sich nicht gekümmert. Dafür war die Georgensschule zuständig, allen voran ihr Leiter Winfried Schäfer.