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Volle Kraft in Ton

Ein Kunstprojekt mit Schüler*innen der Klasse von Silvia Wöckel und Michael Himbert

Volle Kraft in Ton- erforderte dieses Projekt im wahrsten Sinne des Wortes von den Kindern, die erst mal  gar nicht genau wussten, was sie erwartet.

Keiner der Beteiligten, also auch nicht die Lehrkräfte, hatte eine Ahnung welche Tonberge hier verschafft werden sollten.

Mein Anliegen war, eine Art Bergwanderung in Sachen Ton mit den Kindern anzugehen:

Themen aus Natur und Technik gemeinsam suchen und finden  und nicht im gewohnten Kleinformat sondern in größeren Dimensionen umsetzen. Material erkunden, die älteste Töpfertechnik, das Aufbauen in Tonwülsten ausprobieren und in ihrer ganzen Handhabung kennenlernen: wie stark muss ich drücken um die Tonschlangen zu verbinden, was passiert wenn ich sie nicht verstreiche, wie werde ich beim Aufbauen enger, weiter, usw. Alles erst mal haptische und technische, aber auch gestalterische Erfahrungen mit dem Material Ton.

Eine Bergwanderung!?

Ich vergleiche so ein Projekt mit einer Bergbesteigung, bzw., Bergwanderung mit Familie. Gehen Groß und Klein miteinander wandern, so ist je nach  Alter und Länge der Etappe(n) mehr oder weniger Unterstützung, Zuspruch, Motivierung und zuletzt auch eine Aussicht auf Belohnung wenn das Ziel erreicht ist, notwendig.

Der Verlauf dieser Bergtour in Ton.

Erst mal geht es gemütlich los mit Planen, Besprechen des Themas, dann kommen die ersten gleichförmigen, sich wiederholenden Abfolgen: das Rollen der Tonschlangen, das kräftige Verstreichen der damit aufgebauten Partien..

Schwieriger wird es sobald das ganze Werk an Höhe gewinnt und damit auch die Statik eine Rolle spielt .Deutlich werden statische Probleme für die Kinder, wenn ihre begonnenen Werke einzustürzen drohen. So mancher der Tonkerle, die hier nun so kraftvoll stehen, bekam zwischendurch weiche Knie oder machte eine Verbeugung..

Lust und Frust, Langeweile und Gebannt Sein wechseln sich ab auf so einer Wanderung.Es gibt spannende Etappe, mit „Aha-Erlebnissen“ und mühselige. Am spannendsten, wird es, wenn das Werk sich vor den Augen der Kinder immer mehr entfaltet, die Form sich erklärt und von ihnen nun eingenommen wird. Sie versinken in der Ausgestaltung, gehen in Details, erzählen und planen.

Das Ende dieser Ton Tour ist erreicht und belohnt die Kinder mit dem Stolz  und Freude über ihre Leistung, die eben diese Zeit und Mühe erforderte

Warum so groß- wenn es ja auch kleiner, damit schneller und leichter zu bewältigen gehen würde?  -  und -

Warum ein festes Thema und keine individuelle Themenfreiheit?

Im Laufe meiner vielen, vielen Töpferkurse mit Kindern hab ich gemerkt, dass jedes Kind irgendwann an eine Grenze kommt, wo es sich nicht mehr an neue Dinge zu töpfern herantraut.  Stattdessen wiederholen sich  ihre Themen und Arbeiten: Schälchen, Körbchen, 1-turmige Burg, kleine Männchen, Schnecken, Zwerge, Drachen oder Dinosaurier, etc.

Selten traut sich ein Kind, über das  ihm Vertraute hinauszugehen, sich selbst neues an Themen zu erschließen, ja auch die Dinge größer anzulegen. Natürlich hat es auch damit zu tun, wie viel Material ihm zu Verfügung steht.

Kurzum, die Freiheit, die die Kinder in ihrer Themenwahl hatten, überforderte sie ab einem gewissen Zeitpunkt. Die Lust Neues auszuprobieren wurde  von der Angst gewohntes Terrain zu verlassen, eventuelle das Vorhaben nicht hinzubekommen, blockiert. Und drückte sich dann erst mal in „ Hab keine Lust mehr“ aus.

Angeregt von den Arbeiten des Keramikkünstlers Thomas Weber, der sehr viel auf diese Weise mit Kindern arbeitet, verließ ich meine bisher gewohnte Arbeitsweise mit Kindern.

Ich gebe nun ein Thema vor, das in einer gewissen Größe umgesetzt werden soll. Die Themen sind gewählt aus Natur, Alltag, Technik, wechseln sich in ihrer Schwierigkeitsgrad ab bzw. steigern sich und richten sich auch nach dem Alter der Kinder und ihren Interessen. In längeren Kursen, wie z. B. hier mit den beiden Klassen haben wir eine Themenhitliste erstellt und die gefragtesten Themen bearbeitet: Türme oder Gebäude, Mensch Schatztruhe, Automobil, Vogelhaus und Vögel.

Abgesehen von jeder Menge mehr Ton erfordert das große Arbeiten in Ton erst mal wesentlich mehr Ausdauer, Krafteinsatz und auch Vorstellungsvermögen.

Je nach Entwicklungsstand ist es für die Kinder mehr oder weniger schwierig sich die Dinge, die getöpfert werden sollen, dreidimensional vorzustellen und umzusetzen.

Für die meisten Kinder ist es irgendwann langweilig, ständig Tonschlangen zu rollen und aufeinanderzusetzen und dann auch noch gut und gleichmäßig zu verstreichen. Wird größer gebaut, wird auch dicker gebaut, ja, auch erst mal gröber begonnen. Das Aufbauen wird dadurch aber  durchaus einfacher. Mehr Masse, erst mal mehr Stabilität.

Sobald das grobe Gerüst der Form steht und es ans Ausgestalten, also in die Details geht, wird es ruhig und versinken auch die letzten Zauderer und Zweifler in ihrer Arbeit.

Wesentliche intensiver und vertiefender als beim Töpfern in kleineren Dimensionen sind die Erfahrungen in den „Großprojekten“, da sie schlicht auch mehr Zeit erfordern, langsamer vorangehen.

Ausdauer, Geduld und Vorstellungsvermögen wird trainiert und die großartigen Ergebnisse motivieren zu mehr.

http://www.antje-altehoefer.de/